Freitag, 8. November 2013

Bourn- Out Erasmus

So, jetzt ist es auch hier so weit. Mein Studium geht den Bach runter- das ist wohl so, egal wo ich bin. Und dann sagen immer alle Erasmus sei so entspannt, wie ein Jahr Urlaub. Dass ich nicht lache... ich hab hier mindestens so viel zu tun wie zu Hause... Aber von vorne:
Es fing mitte Oktober an. Da war Semesterhalbzeit und eine Woche frei. Die habe ich natürlich nicht mit Entspannung verbracht sondern für Europarecht gelernt, wie eine Verrückte, weil ich wusste dass die Klausur ein Brocken wird, weil die Vorlesung schlecht war und der Dozent haushohe Erwartungen hatte.
Ich habe dann Ende Oktober die Klausur geschrieben und alle sind mit einem schlechten Gefühl rausgekommen. Ich wusste zwar dass das sicher keine Glanzleistung war, aber ich hätte nicht gedacht dass es sooo schlecht  ist.
Die Ergebnisse sind veröffentlicht worden und: Durchfallquote 50%, viele haben mit einer 1 gerade so bestanden. Vielleicht tut es dem persönlichen Ego des Dozenten gut, wenn er auf Studenten rumtrampeln kann... Echt unmöglich. Fast alle Freiburger, also auch ich (und wir wollten in Europarecht auch noch unseren großen Schein im öffentlichen Recht machen!) sind durchgefallen, sowie Nina und noch einige Bekannte von uns.
Es gibt zwar noch einen Nachtermin, aber da zu bestehen ist wieder pure Glückssache. Also mussten Lösungen her:
1. Weil Europarecht 8 ECTS gegeben hätte, werde ich die 30 ECTS, die man als Jurastudent für die Prüfungsordnung braucht, um den Freischuss zum Staatsexamen zu behalten nicht erreichen. Also muss ich statt dessen die durchschnittlich 8 Semesterwochenstunden an Juravorlesungen reinholen. Dumm nur, dass das Semester schon über die Hälfte vorbei ist und ich fast nie auf Anwesenheitslisten unterschrieben habe, weil ich dachte ich bräuchte das nicht. Ich habe mich auf das Erreichen der 30 ECTS verlassen. Zum Glück bekomme ich die Stunden dank freundlicher Professoren und den Veranstaltungen, die mir noch bevorstehen jetzt aber hin, sodass mein Freischuss außer Gefahr scheint.
2. Meinen Schein im öffentlichen Recht kann ich mir hoffentlich auch in einer anderen Veranstaltung anrechnen lassen.
3. Die 30 ETCS, damit ich das Erasmus- Geld behalten darf, kann ich auch mit Punkten aus Sprachkursen füllen, und davon hab ich schon einige, das heißt das würde auch weniger das Problem werden, auch wenn es viel Arbeit wird. Andere brauchen nur  12 ETCS für ihr Stipendium... Nicht gerade fair!

Es ist einfach ein wahnsinns Theater. Ich war heute zur Klausurbesprechung in Kleingruppen bei diesem Dozenten. Einen größeren Ausbund and falscher Freundlichkeit kann man sich kaum vorstellen- sorry, bei sowas krieg ich regelmäßig die Krise. Als ich das dann hinter mir hatte, musste ich erst mal an die frische Helsinki- Luft, um wieder runter zu kommen.
Bis zum Nachtermin muss ich jetzt erst mal "Nordic and European Consumer law" (Nordisches und Europäisches Verbraucherrecht) lernen, dann noch zwei Aufsätze für zwei andere Vorlesungen schreiben, und dann noch für Europarecht lernen. Das alles sollte ich in die nächsten anderthalb Wochen packen. Ich hab ja sonst nichts vor. Ist ja nicht so, als dass ein Auslandssemester nicht am besten am Schreibtisch verbracht werden sollte. Wer will schon nach Stockholm oder nach St. Petersburg, wenn er auch büffeln könnte?
Alle sagen immer, Erasmus sei soooo entspannend und man müsste nichts tun. Nur leider unterscheidet Helsinki nicht nach Erasmus- Studenten und regulären Master- Studenten. Hier wird von allen das gleiche erwartet (da lob ich mir Freiburg, wo Erasmus wirklich kaum Arbeit ist). 
Nein, so habe ich mir mein Auslandssemester nicht vorgestellt. Manche aus Freiburg überlegen sich  sogar nächstes Semester nicht wieder zu kommen. So weit bin ich noch nicht, aber ich verstehe den Gedanken. Was bringt einem das Ausland, wenn man sowieso nur dauernd lernt und mega Probleme hat, die ganzen Vorgaben zu erfüllen? 

Tjaaa, desswegen sind Linda, Nina, Eliana und Co. dieses Wochenende auch alleine nach Stockholm gefahren. Ich find es ganz toll.
Direkt, wenn der Nachtermin von Europarecht vorbei ist, gehts am Abend nach Lappland- wenigstens das. Und dann ist der November auch schon fast vorbei. Dann muss ich bis mitte Dezember nochmal richtig arbeiten und dann ist erst mal Erasmus- Halbzeit. Verrückt, das sind nur noch fünf Wochen! Aber egal, bis da hin muss ich hier mal noch Gas geben.

Heute ist die Sonne um Punkt 16.00 Uhr unter gegangen und eine Stunde später war es nachtfinster. Aber sooo kalt, wie ich dachte, ist es bei Weitem noch nicht. Es hat immer noch um die 5- 7 C°- das ist doch echt okey. Es gibt ja noch nicht mal Frost tagsüber. 
So, außer dass mich die Uni wahnsinnig aufregt ist eigentlich nichts erwähnenswertes passiert, außer, dass meine Mitbewohnerin Ülane für drei Wochen in Florida ist (die lässt es sich gut gehen) und statt dessen Eliana auf unserer Couch wohnt, weil sie sich ihr Wohnheimzimmer mit einer teilt, deren Freund grad da ist. Die wird wissen, warum sie nicht immer zu Hause sein will...

Also, wenn nochmal jemand sagt, was ich hier täte, sei ja eh kein ernstzunehmendes Studium, dem muss ich leider den Kopf abreißen. Tut mir sehr leid... oder auch nicht :)

Nähdään ja hyvin viikonlopua! (Wir sehen uns und ein schönes Wochenende!)

PS: Der Blog wurde gerade das 1000ste Mal aufgerufen! Wow, toll, dass so viele an meinem langweiligen Studentenleben hier interessiert sind :D Ich bin immer wieder übrrascht, dass so viele Leute aus den USA meinen Blog lesen, schließlich kenne ich persönlich nur einen einzigen US- Amerikaner... Manchmal sind sogar Leser aus Süd Korea dabei. Sonst wird der Blog häufig von Finnen und Deutschen gelesen, aber auch viele andere Europäer sind dabei. Das Internet ist schon eine faszinierende Sache ;) 

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