Sonntag, 16. Februar 2014

Eishockey

So es ist mal wieder Zeit für einen neuen Blog- Eintrag (an dieser Stelle möchte ich meiner lieben Blogger- Kollegin Xiluva mal ans Herz legen, wieder was von sich hören zu lassen.... :D ). Die letzten 100 Tage sind schon angebrochen, wie Simon und mir gestern aufgefallen ist... wow. Als eine Freundin das zuletzt in ihrem Neuseeland- Blog geschrieben hat, dachte ich mir: "Hajaaaa... dann ist die ja auch gleich wieder da"... irgendwie hab ich ja jetzt nicht so wirklich das Gefühl, dass die Heimreise bald bevorsteht... Könnte auch an dem Berg an Studim liegen, der mir hier noch bevorsteht. Immerhin sind schon zwei von neun Veranstaltungen vorbei. Für die muss ich jetzt aber trotzdem noch Aufsätze usw. abgeben, ist also nicht so, dass ich deswegen irgendwie weniger Arbeit hätte.
Die nächsten Top- Acts sind dann die zwei Klausuren übernächste Woche, meine Mutter, ihr Freund und mein Bruder kommen mich in der selben Woche am Ende noch besuchen und zeitgleich gibts noch ein Daughtry- Konzert obendrauf. Ja, da geht was.
Gestern gabs aber ein anderes Highlight, wie angekündigt: das erste Eishockeyspiel meines Lebens.
Ich hatte wieder Simon dabei, oder eher er mich, weil er sich um die Tickets und das Hinkommen gekümmert hat. Wie das so bei Großveranstaltungen sein muss konnte man sich überteuerte Getränke und Popcon kaufen, die Leute sind natürlich mit Trikots und Schaals eingekleidet gekommen und am Ende war die Hartwall Arena höchstens 2/3 voll. Es war das Liga- Spiel der Helsinki Jokers gegen die Ilves (Luchse) aus Tampere. Und man muss ganz neidlos zugeben, dass die Tampere/Ilves- Fans eindeutig überzeugendere Arbeit geleistet haben, als die Jokers- Fans.


Hier links sieht man die Ilves- Fans, die drei Mal 20min alles gegeben haben. Die sind heute sicher heiser...
In unserer Nähe haben wir auch eine Jokers- Fan- Familie mit kleinen Kindern gesehen. Die bekommen das Eishockeyfieber praktisch schon mit der Muttermilch eingeflößt ;) Die Eltern haben den Kindern dann Ohrenschützer aufgesetzt, aber Hauptsache, die Kinder waren dabei...

Chearleeder durften natürlich auch nicht fehlen, die bei jedem Pfiff der Schiedsrichter für die Jokers auf den Stufen rumgehüpft sind. Ich fands zwischendurch irgendwie schade, dass es keine männlichen Chearleeder gab, aber Simon meinte, dass sei schon okey so... aha ;)

Die Jokers (in rot/gelb) haben ja schon Druck gemacht am gegnerischen  Tor, aber so richtig einen Fuß auf den Boden bekommen haben sie nicht...

Die Leute, die da vor uns saßen, waren natürlich auch überzeugte Jokers- Fans und in dem, was sie zum Ilves- Fanblock rübergeschrien haben, habe ich nur ein Wort verstanden und das war "Vitu", was wohl gleichbedeutend mit A******ch ist. Das sind pure Emotionen ;) 

Die obligatorischen Handgreiflichkeiten sind natürich auch nicht ausgeblieben.... der Ausdruck "Kontaktsportart" ist irgendwie auch leicht untertrieben. Die haben immer wieder bewiesen, dass man die Bande und die Plexiglasscheiben durchaus auch als Mittel zur Konfrontation einsetzen kann. Zwischendurch sind sie sogar aufeinander drauf gelegen und haben sich verkoppt. Zimperlich sind sie ja nicht gerade... (ich weiß schon, warum ich Volleyball gespielt hab... da wird man potentiell von niemandem verdroschen)

Das Jokers- Maskottchen war auch schon ganz nervös, weil man irgendwann absehen konnte, dass die Jokers ihr Heimspiel nicht gerade wie ein Kinderspiel behandeln.
Das könnte aber auch daran gelegen haben, dass zwischen durch zwei Jokers- Spieler weniger auf dem Feld waren, weil sie gleichzeitig zwei Strafminuten auf der Bank gekriegt haben. Da haben die Ilves natürlich zugeschlagen.

Als das erste Tor für die Ilves fiel, war deren Fanblock ganz in unserer Nähe ganz hin und weg... also mehr als sowieso schon- und das war ne Leistung. Das Lustige war, dass die Fangesänge natürlich auf Finnisch waren, aber die Melodien sind genau die selben, die man vom Fußball kennt.
Irgendwann ist dann noch ein halber, abgebrochener Schläger ins Publikum geflogen. Allgemein wissen die natürlich, warum die sonst Netze zwischen die Zuschauer und das Spielfeld hängen... Wenn so ein verirrter Puk mal rausfliegt, ist das glaub ich wesentlich schmerzhafter. 

Nachdem das erste Drittel gespielt war, gab es ne coole Pausenunterhaltung von ein paar Eistänzerinnen. Schlittschuhfaren konnten sie ja, wenn ich da ein meine kläglichen Versuche denk... Auch die Eishockyspieler waren da ganz schön gut dabei...!


 Nach jeder Pause, es gab ja zwei, haben sich die Chearleeder umgezogen und irgendwie wurden es auch immer mehr, weil dann auch auf unserer Stadion- Seite welche waren. Das Out-Fit auf dem Bild hier war das dritte. Nicht mehr nur simple T- Shirts und Röckchen, wie noch zum ersten Drittel, sondern Jokers- Uniformen.
 Kurz vor Schluss haben die Jokers nochmal die Taktik gewechselt und den Torwart auf die Bank gesetzt, damit nochmal ein Feldspieler rein konnte.
Hat leider alles nix genützt.


 Am Ende haben die Jokers mit 1:4 gegen die Ilves verloren... jaa sowas passiert. Meine Tandempartnerin Anne meinte aber auch schon, dass die Jokers "nur" das #1B Team von Helsinki wären. Das Helsingfors (Helsinki auf Schwedisch) IFK- Team ist wohl wesentlich besser.

Tja, die Tampere- Fans im Siegestaumel waren natürlich ganz begeistert, während die Helsinki- Fans schon kurz vor Schluss gegangen sind, als absehbar war, dass Helsinki verlieren wird.

Naja, Tatsache war, dass Tampere nunmal gut gespielt hat und der Torwart hat gehalten wie eine Eins, da haben sie verdient gewonnen, auch wenn meine Begleitung da jetzt sicher aus Prinzip widersprechen müsste :D


Danach haben wir noch einen offenen Laden im Hauptbahnhof gefunden, ein leckeres Dessert gekauft und dann bei Simon in good old Rastila gekocht. Rastila rangiert auf der Liste der angesehensten Stadtviertel ungefähr auf der selben Höhe wie Kontula: nämlich relativ weit unten, weil die Klientel da ganz ähnlich ist. Das liegt wohl daran, dass Rastila und Kontula nicht besonders weit voneinander entfert sind. Immer diese Ausländer- und da können wir uns ja gleich mal dazuzählen, mindestens doppelt :D Eigentlich hat nur Vousaari einen guten Ruf unter den Vierteln in Ost- Helsinki. Wir haben noch was gekocht, irgendwann waren wir gloreicherweise fertig, haben uns mal wieder über Gott, Hund und die Welt unterhalten und sind irgendwann bei klassischer Literatur angekommen. Als ich ihm das Gleichniss von den drei Ringen in "Nathan der Weise" von G.E. Lessing erklären wollte, hat er nur gemeint, ich soll noch einen Windbeutel essen... von mir aus ;)

Heute war mal wieder Restaurant- Tag, davon hab ich ja schon im August geschrieben. Da es meine liebe Mitbewohnerin nicht geschafft hat, Bescheid zu geben, dass sie da alle hingehen, hat dieses wahnsinnige Ereignis ohne mich stattgefunden. Ich bin stattdessen brav zu Hause gesessen und hab versucht was sinnvolles zum internationalen Strafrecht von mir zu geben, weil da bald ein Lecture Diary (Vorlesungstagebuch) fällig wird. Ab morgen wird für Klausuren zur Welthandelsorganisation und zur Rechtssoziologie gelernt. Ich bin jetzt schon total übermotiviert... Aber wie schon gesagt wartet Ende Februar die Belohnung auf mich.

Montag, 3. Februar 2014

Eisinsel

So, es hat endlich richtig Schnee gegeben. ...endlich- ich dachte schon Finnland bleibt genauso grün im Winter, wie Deutschland. Offenbar nicht. Immerhin liegt tatsächlich ein halber Meter. Und es ist auch nicht mehr so kalt- klar sonst hätte es ja wohl kaum schneien können. Es hat nur noch um die 0 Grad... schon fast Frühling hier :D naja... oder auch nicht.
Die Uni hat endlich ordentlich angefangen und bis her bin ich ja ganz happy. Auch, wenn ich ein Seminar (Migration law and Security) habe, wo ich eine Präsentation halten muss, sind die Themen superinteressant und man kommt wirklich dazu, über die Fälle zu diskutieren.
Mein Highlight des Tages war, dass ich offensichtlich wieder Internetzugang habe. Nachdem mir klar war, dass es nicht am Lan- Kabel liegt, war ich irgendwie verzweifelt. Mein Anbieter hatte auch keine Ahnung von nichts. Dessen schlauer Kundendienst, der kaum englisch konnte, sich aber wirklich Mühe gegeben hat, leider auch nicht. Der nächste Kundendienstmitarbeiter auch nicht (sein englisch war leider kaum vorhanden- es lohnt sich am Ende doch Finnisch zu können). Dann habe ich so einen tollen Service anrufen können, wo die Gesprächsminute 2€ kostet und die Verbindung nach kurzer Zeit abgebrochen ist, weil mein Handyguthaben leer war. Juhu! Aber das hat mir so weit geholfen, dass ich den Rest alleine geschafft habe. Ich bin ja so stolz auf mich ;)
Und jetzt zum tatsächlich lesenswerten Teil:
Am Wochenende, nach einem Samstag an dem hart gearbeitet wurde (haha), hatten Simon (Hallo, Simon!) und ich das Gefühl, uns das verschneite Helsinki mal genauer ansehen zu wollen. Achja, Simon- der wurde hier noch nicht so häufig erwähnt. Er studiert auch Jura und kommt natürlich wie der große Haufen der Erasmus- Jurastudenten aus Deutschland.
 Wir sind über den Senatsplatz mit der großen, weißen Domkirche zum Hafen, wo sonst im Sommer der Touri- Markt steht, gegangen und dann weiter in Richtung Kaivopuisto. Der Park, wo ich schon mal im Herbst war.
Hier im Bild sieht man einen kleinen Eisbrecher, der die Fahrrinnen für die Suomenlinna- Fähre und die Kreuzfahrtschiffe nach Tallinn und Stockholm frei macht. Mittlerweile ist die ganze Küste vor Helsinki gut gefrohren.

Hier links kann man nochmal das ganze gefrorene Hafenbecken sehen. Links liegt die Viking Line, in der Mitte eine der unzähligen Inseln vor der Küste und rechts die Sijlia Line. Das sind tatsächlich richtige Kreuzfahrtschiffe, die aber auf Linien unterwegs sind. Stockholm, Tallinn, St. Petersburg. Sowas.

Wir sind dann weiter eben Richtung Kaivopuisto, wie man hier rechts sehen kann. Das Bild würde ich so im Sommer allerdings nicht machen können; wir stehen nämlich auf dem gefrorenen Meer. Das ist im ersten Moment schon etwas komisch, aber da liegt so viel Schnee drauf und das machen hier irgendwie sowieso alle, also haben wir es auch gewagt ;)


Manchmal sah es aus, als wäre das Wasser regelrecht schockgefrostet worden, weil man hätte denken können, dass es in Wellen gefroren ist. Es sah genau so aus, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass das wirklich so war...

Jedenfalls sind wir dann einfach vom Festland "übers Wasser gegangen"! :D Wir sind einfach nicht von dieser Welt. Auf dem Bild sieht man den Übergang vom Eis zur Insel gar nicht... naja klar, ist ja auch alles total verschneit. Ich glaube mittlerweile dass das Eis durchaus einige Meter dick ist. Ich habe sogar eine Frau gesehen, die mit ihrem Kinderwagen so vom Festland zur Insel gelaufen ist.
Erst dachen wir, das sei schon Suomenlinna gewesen, aber dann haben wir keine Verbindung von unserem Teil der Insel rüber zur Festungsinsel gefunden, also waren wir doch wo anders. 


Auf dem Weg zur Insel wurde es natürlich mal wieder (schon wieder) dunkel. Hier der letzte Blick zurück- und auf gehts ins Inselparadies!

Ja, nicht wirklich tropisch, aber total wild und einsam (auch wenn es nur Luftlinie 500m bis zu Finnlands eindeutigster Zivilisation sind). Wir haben einen Trampelpfad im Schnee gefunden und sind dem dann "tiefer" ins Inselinnere gefolgt. Wenn man mal ehrlich ist, war die Insel winzig, aber egal ;) Bei unserem Glück hätten wir uns nur noch selber irgendwo vergessen. Wieder sah es so aus, als wären die Wellen eingefroren worden, die Steine waren von einer dicken Eisschicht umschlossen, die mehrere Blau- Abstufungen gezeigt hat. 

Es war, wie eigentlich überall, felsig, aber diesmal war das einfach nur von Vorteil, weil man sonst bis über die Knie im Schnee einsinken konnte. Man kann sich vorstellen, dass man so praktisch gar nicht voran gekommen ist. Wenn aber Felsen unter einem waren, konnte man nur so tief absacken, bis die Felsen einem Halt gaben. Und es gab etwas ältere Fußspuren, in die man treten konnte... zum Glück. 

Es war wirklich eine merkwürdig einsam- romantische Stimmung auf der Insel. Wir waren wohl nicht alleine- wir haben sowas wie eine alte Fabrikhalle gesehen, wo es aussah, als würden da Leute wohnen, aber es war so still und verlassen, dass man sich vorkam, wie der einzige Mensch im ganzen Norden. Der tiefe Schnee, die merkwürdig gefrorene Brandung und das dunkelblaue Licht im Süden Richtung Meer und das rötliche Licht aus Richtung der Stadt haben dann noch ihr übriges getan, dass man irgendwie ins Philosophieren geriet.
Dass Erasmus hier einfach überhaupt nichts mit dem klassischen Erasmus- Bild zu tun hat, dass man sowas wie jetzt nur genau hier findet und von dem Glück, dass wir hier sind, obwohl Helsinki an meiner Uni nur über Restplätze besetzt werden konnte und von Simons Uni Marburg nächstes Jahr gar keine Leute herkommen werden. Total dämlich... ;)
Wir sind dann wieder über Stock und Stein von der Insel runter, übers Eis zurück zum Kaivopuisto und dann in die Stadt. Wir brauchten mal wieder was Warmes. Dann gabs noch gute alte Miraculi Spatetti bei mir in Kontula, wo Simon total entsetzt war, dass ich das vorher nicht kannte (ja, in Freiburg und Jestetten macht man seine Tomatensouce noch selber... ;) ). Dann irgendwann haben die Nachtbusse aufgehört zu fahren und wir haben die Nacht damit verbracht, Filme zu kucken, bis man um 5 Uhr morgends mal wieder aus Kontula weg kommt. Meinen Französischkurs morgends um 8 Uhr hab ich dann im Bett verbracht, nur um dann um 12 Uhr wieder in der Uni anzutanzen. Ja, das war doch nett. Und jetzt bin ich ganz schön im Eimer und geh ins Bett, weil ich morgen einen netten Ausflug zur deutschen Botschaft machen werd! Hurra!
Bis bald!! Das nächste Mal gibts News vom Eishockey- Spiel. Ich bin schon gespannt! Bis daahaaann!


PS: In der Innenstadt karren sie den Schnee mittlerweile mit Lastwagen weg, weil die da keine Schneeberge aufhäufen wollen, wie halt sonst überall... krass!