Soo... auf besonderen Wunsch gewisser Leute (Hallo, Oma!) muss ich jetzt mal etwas mehr über meinen eigentlichen Job hier schreiben: Studium. Juhu ;)
Also, es fängt damit an, dass Jura hier ja im Bachelor System studert wird. Also muss man Punkte sammeln- die kriegt man natülich am leichtesten, wenn man immer in jede Vorlesung geht. Grundsätzlich gibts ja auch Anwesenheitspflicht, die wird aber nicht wirklich in jeder Veranstaltung durchgesetzt, nach dem Motto: "Ihr seid erwachsen und werdet schon wissen, was gut für euch ist." Das finde ich, ist eigenlich eine ganz vernünftige Sache, besonders, wenn man eine Vorlesung wie "Foundations of European law" (Grundzüge des Europarechts) hat, wo der Lehrer einfach nichts erklären kann und man einfach nur einschläft. Hier hat man also nach jeder Vorlesung eine Prüfung, wo der Stoff abgefragt wird- das motiviert einen sehr, mit dem Lernen am Ball zu bleiben. Eigentlich ist das sehr gut für mich... Am Montag ist meine zweite Klausur: die von Foundations of European law. Die Veranstaltung gibt doppelt so viele Punkte wie gewöhnlich, also bin ich auch ziemlich gut am lernen. Diese Woche ist vorlesungsfrei, das heiß ich hab genug Zeit mich auf die Klausur vorzubereiten. Meine erste Klausur war am Freitag in "Modern contract law and dispute resolution (Modernes Vertragsrecht und Streitschlichtung). Dabei ging es auch ganz grundsätzlich um die Prinzipien vom finnischen Zivilrecht- das ist eigentlich genau wie bei uns, nur dass man den stillschweigenden, also konkludenten, Vertragsschluss per Vertrag in ein Geschäft mitaufnehmen muss, weil das im finnischen Contracts Act nicht vorgesehen ist. Die Vorlesung selbst war für Freiburger Verhältnisse ziemlich außergewöhnlich angelegt: Angefangen hat sie am Montag 8-10 Uhr morgens (früüüühh!!) und am Freitag war die letzte Veranstaltung. Direkt im Anschluss dann die Klausur. Die Klausur selbst war dann kein großes Problem mehr, wenn man gelernt hat. Es gab Multiple- Choice- Fragen, Fragen, wo man offen dazu antworten konnte und ein paar kurze Texte wo man rechtliche Schwachstellen erkennen musste. Im Vergleich zu den Falllösungs- Klausuren zu Hause, war das mehr als okey. Das heißt, ich mache mir bei dieser Klausur endlich mal keine Sorgen ums Bestehen. Bei meiner bevorstehenden Klausur am Montag bin ich da noch nicht so zuversichtlich... ;)
Ein weiteres Highlight in meinem Studium hier war der Rauswurf aus der Uni: Ich war am Samstag mit Linda und Eliana in der Unibibliothek, wir kommen vom Mittagessen wieder und dann nach ein, zwei Stunden kommt eine Durchsage, die ich sogar auf finnisch verstanden habe: Die Bib schließt in 20 Minuten. Und es war Nachmittags um 16.00 Uhr! Da vermisst man die Freiburger Stadthallen- Provisoriumsbib doch glatt, die hat wenigstens 24h 7 Tage die Woche offen.
Also dachten wir uns, schlau wie wir sind, gehen wir rüber ins Lernzentrum Aleksandria, was auch zur Uni gehört. Wir sind schon kaum reingekommen, weil alle Türen schon abgeschlossen waren. Aleksandria hat also auch schon zu gemacht. Man könnte sich als Student einen Schlüssel beschaffen, der allerdings 25€ kostet, also hatten wir keinen. Also sind wir dann rein, wenn da Leute rausgekommen sind. Dann waren wir glücklich mal drin, wollten uns gerade hinsetzen, als ein Hausmeister vorbei kommt und meint: "Key control" (Schlüsselkontrolle). Da wir ja gloreicherweise keinen Schlüssel hatten, hat uns der Hausmeister auf freundlichste Art und Weise rausgeworfen. Man war ich sauer danach. Das ist die erste Uni von der ich mitkriege, dass sie ihre Studenten am Lernen hindert. Ich bin dann nach Hause gefahren und hab dort weiter gelernt. Nach Wochen konnte ich für Europarecht endlich ein Buch aus der Bib ergattern, was den Lisabon Vertrag beinhaltet, was also aktuell ist. Ist halt schon echt dämlich, wenn man 70 Leute im Kurs hat und es nur vier verfügbare, passende Kursbücher gibt, die man in der Bib ausleihen kann (und dann ist die Vorlesung dazu auch noch schlecht... wie ich mich auf Montag freu!).
Heute konnte ich ein Kursbuch in der Bib abholen, das ich vorbestellt habe. Sehr gut, geh also hin, will es mitnehmen, um dann irgendwie en bisschen dumm aus der Wäsche zu kucken, als der Typ an der Leihstelle dafür en Euro von mir haben wollte. Merke also: Vorbestelltes Kursbuch abholen kostet einen Euro! Find ich irgendwie voll lächerlich. Die wollen Geld für sowas- ernsthaft... diese Bibliothek ist nicht gerade studentenfreundlich. Ganz nebenbei haben sie an dieser Uni einfach zu wenig Bücher, ganz allgemein. Das heißt, hat man mal ein nützliches Buch ergattert, dann kann man den Leihzeitraum nicht verlängern, weil man schon wieder Vorbestellungen von anderen Studenten auf das Buch hat. Die sind wie die Geier... Das nervt echt und macht sinnvolles Studieren echt schwer.
Tjaaa... Wettertechnisch gehts hier dem Winter entgegen. Morgens wirds relativ spät hell, so gegen 9 oder so. Und abens ist es hier um 6 finster. Die ganzen kleinen gelben Blätter auf dem Boden sind von einer dünnen Schicht Frost überzogen und vor allem Nachts gehen die Temperaturen auch mal unter 0. Die Tage soll es aber wieder bis zu 11 C° warm werden, weil es bewölkt ist. Dann ist es immer wärmer. Aber Wolken verziehen sich hier immer schnell wieder- das liegt am Wind wegen dem Meer, denk ich.
Mit groß Ausgehen oder so ist momentan nichts, einfach weil ich ab jetzt bis Mitte Dezember ernsthaft studieren muss. Außerdem ist es mega teuer und ich spare mein Geld lieber für Shopping :D Und bei der Kälte hat man immer was, was man kaufen könnte und tatsächlch bräuchte: Wollpullis, Wollsocken, Schaals... Ich habe übrigens ein neues Lieblingskleidungsstück: die Jogginghose! Sehr kuschelig zum lernen. Ich bin sogar ganz assi- like in Jogginghose einkaufen gegangen, um mich ein bisschen an die Bewohner von Kontula anzupassen. Kontula ist wie Singen- Süd oder FR- Weingarten... eben nicht das allerbeste Viertel. Abgesehen davon bin ich den Lidl gegangen. Da fällt man in Jogginghose nicht groß auf ;) Bin mir trotzdem komisch vorgekommen. So bin ich noch nie aus dem Haus gegangen- höchstens, wenn ich wirklich joggen gegangen bin. Haha.
Sonntagabends kommen immer einige Leute zum Abendessen zu Linda und mir nach Kontula. Da Linda und Eliana aus Italien kommen gibts dann Lasagne, Andrea aus Spanien hat schon Tortillas gemacht und Nina und ich unseren preisgekrönten Kaiserschmarn. Nach unserem ersten Sonntagsdinner hat sich Maiju von oben beschwert, dass wir zu laut gewesen seien- okey verseh ich schon. Es ist extrem hellhörig hier und wir hatten Musik an. Dann aber hat sie sich bei anderen Malen auch noch beschwert, obwohl wir wirklich darauf geachtet haben, leise zu sein und auch keine Musik mehr angemacht haben. Das versteh ich nicht... ernsthaft. Entweder sind hier die Wände hohl (das könnt sogar sein) oder sie sind wirklich aus Papier. Und wenn Leute mal laut lachen- ...es gibt schlimmeres. Sie sollte mal die Berliner Allee erleben, wenn da ne WG- Party ist... das ist laut. Oder auch das Domus Academica, das größte, zentralste Wohnheim hier- das ist nicht gerade für seine nächtliche Idylle bekannt. Finnen- echt stille Leute... manchmal fast schon hypersensibel hab ich das Gefühl.
Wir sind dann am letzten Sonntag nach dem Essen noch zu einem Freizeitpark in der Stadt gefahren: Linnanmäki. Dort war irgendein Fest, alle Fahrgeschäfte sind bunt beleuchtet gewesen und dann gab es auch noch ein Feuerwerk.
Mehr Spannendes ist im Oktober bisher nicht passiert. Es sind noch vier Wochen bis wir nach Lappland fahren- Juhu! Das wird einfach super!
Bis baaaald!
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