Montag, 3. Februar 2014

Eisinsel

So, es hat endlich richtig Schnee gegeben. ...endlich- ich dachte schon Finnland bleibt genauso grün im Winter, wie Deutschland. Offenbar nicht. Immerhin liegt tatsächlich ein halber Meter. Und es ist auch nicht mehr so kalt- klar sonst hätte es ja wohl kaum schneien können. Es hat nur noch um die 0 Grad... schon fast Frühling hier :D naja... oder auch nicht.
Die Uni hat endlich ordentlich angefangen und bis her bin ich ja ganz happy. Auch, wenn ich ein Seminar (Migration law and Security) habe, wo ich eine Präsentation halten muss, sind die Themen superinteressant und man kommt wirklich dazu, über die Fälle zu diskutieren.
Mein Highlight des Tages war, dass ich offensichtlich wieder Internetzugang habe. Nachdem mir klar war, dass es nicht am Lan- Kabel liegt, war ich irgendwie verzweifelt. Mein Anbieter hatte auch keine Ahnung von nichts. Dessen schlauer Kundendienst, der kaum englisch konnte, sich aber wirklich Mühe gegeben hat, leider auch nicht. Der nächste Kundendienstmitarbeiter auch nicht (sein englisch war leider kaum vorhanden- es lohnt sich am Ende doch Finnisch zu können). Dann habe ich so einen tollen Service anrufen können, wo die Gesprächsminute 2€ kostet und die Verbindung nach kurzer Zeit abgebrochen ist, weil mein Handyguthaben leer war. Juhu! Aber das hat mir so weit geholfen, dass ich den Rest alleine geschafft habe. Ich bin ja so stolz auf mich ;)
Und jetzt zum tatsächlich lesenswerten Teil:
Am Wochenende, nach einem Samstag an dem hart gearbeitet wurde (haha), hatten Simon (Hallo, Simon!) und ich das Gefühl, uns das verschneite Helsinki mal genauer ansehen zu wollen. Achja, Simon- der wurde hier noch nicht so häufig erwähnt. Er studiert auch Jura und kommt natürlich wie der große Haufen der Erasmus- Jurastudenten aus Deutschland.
 Wir sind über den Senatsplatz mit der großen, weißen Domkirche zum Hafen, wo sonst im Sommer der Touri- Markt steht, gegangen und dann weiter in Richtung Kaivopuisto. Der Park, wo ich schon mal im Herbst war.
Hier im Bild sieht man einen kleinen Eisbrecher, der die Fahrrinnen für die Suomenlinna- Fähre und die Kreuzfahrtschiffe nach Tallinn und Stockholm frei macht. Mittlerweile ist die ganze Küste vor Helsinki gut gefrohren.

Hier links kann man nochmal das ganze gefrorene Hafenbecken sehen. Links liegt die Viking Line, in der Mitte eine der unzähligen Inseln vor der Küste und rechts die Sijlia Line. Das sind tatsächlich richtige Kreuzfahrtschiffe, die aber auf Linien unterwegs sind. Stockholm, Tallinn, St. Petersburg. Sowas.

Wir sind dann weiter eben Richtung Kaivopuisto, wie man hier rechts sehen kann. Das Bild würde ich so im Sommer allerdings nicht machen können; wir stehen nämlich auf dem gefrorenen Meer. Das ist im ersten Moment schon etwas komisch, aber da liegt so viel Schnee drauf und das machen hier irgendwie sowieso alle, also haben wir es auch gewagt ;)


Manchmal sah es aus, als wäre das Wasser regelrecht schockgefrostet worden, weil man hätte denken können, dass es in Wellen gefroren ist. Es sah genau so aus, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass das wirklich so war...

Jedenfalls sind wir dann einfach vom Festland "übers Wasser gegangen"! :D Wir sind einfach nicht von dieser Welt. Auf dem Bild sieht man den Übergang vom Eis zur Insel gar nicht... naja klar, ist ja auch alles total verschneit. Ich glaube mittlerweile dass das Eis durchaus einige Meter dick ist. Ich habe sogar eine Frau gesehen, die mit ihrem Kinderwagen so vom Festland zur Insel gelaufen ist.
Erst dachen wir, das sei schon Suomenlinna gewesen, aber dann haben wir keine Verbindung von unserem Teil der Insel rüber zur Festungsinsel gefunden, also waren wir doch wo anders. 


Auf dem Weg zur Insel wurde es natürlich mal wieder (schon wieder) dunkel. Hier der letzte Blick zurück- und auf gehts ins Inselparadies!

Ja, nicht wirklich tropisch, aber total wild und einsam (auch wenn es nur Luftlinie 500m bis zu Finnlands eindeutigster Zivilisation sind). Wir haben einen Trampelpfad im Schnee gefunden und sind dem dann "tiefer" ins Inselinnere gefolgt. Wenn man mal ehrlich ist, war die Insel winzig, aber egal ;) Bei unserem Glück hätten wir uns nur noch selber irgendwo vergessen. Wieder sah es so aus, als wären die Wellen eingefroren worden, die Steine waren von einer dicken Eisschicht umschlossen, die mehrere Blau- Abstufungen gezeigt hat. 

Es war, wie eigentlich überall, felsig, aber diesmal war das einfach nur von Vorteil, weil man sonst bis über die Knie im Schnee einsinken konnte. Man kann sich vorstellen, dass man so praktisch gar nicht voran gekommen ist. Wenn aber Felsen unter einem waren, konnte man nur so tief absacken, bis die Felsen einem Halt gaben. Und es gab etwas ältere Fußspuren, in die man treten konnte... zum Glück. 

Es war wirklich eine merkwürdig einsam- romantische Stimmung auf der Insel. Wir waren wohl nicht alleine- wir haben sowas wie eine alte Fabrikhalle gesehen, wo es aussah, als würden da Leute wohnen, aber es war so still und verlassen, dass man sich vorkam, wie der einzige Mensch im ganzen Norden. Der tiefe Schnee, die merkwürdig gefrorene Brandung und das dunkelblaue Licht im Süden Richtung Meer und das rötliche Licht aus Richtung der Stadt haben dann noch ihr übriges getan, dass man irgendwie ins Philosophieren geriet.
Dass Erasmus hier einfach überhaupt nichts mit dem klassischen Erasmus- Bild zu tun hat, dass man sowas wie jetzt nur genau hier findet und von dem Glück, dass wir hier sind, obwohl Helsinki an meiner Uni nur über Restplätze besetzt werden konnte und von Simons Uni Marburg nächstes Jahr gar keine Leute herkommen werden. Total dämlich... ;)
Wir sind dann wieder über Stock und Stein von der Insel runter, übers Eis zurück zum Kaivopuisto und dann in die Stadt. Wir brauchten mal wieder was Warmes. Dann gabs noch gute alte Miraculi Spatetti bei mir in Kontula, wo Simon total entsetzt war, dass ich das vorher nicht kannte (ja, in Freiburg und Jestetten macht man seine Tomatensouce noch selber... ;) ). Dann irgendwann haben die Nachtbusse aufgehört zu fahren und wir haben die Nacht damit verbracht, Filme zu kucken, bis man um 5 Uhr morgends mal wieder aus Kontula weg kommt. Meinen Französischkurs morgends um 8 Uhr hab ich dann im Bett verbracht, nur um dann um 12 Uhr wieder in der Uni anzutanzen. Ja, das war doch nett. Und jetzt bin ich ganz schön im Eimer und geh ins Bett, weil ich morgen einen netten Ausflug zur deutschen Botschaft machen werd! Hurra!
Bis bald!! Das nächste Mal gibts News vom Eishockey- Spiel. Ich bin schon gespannt! Bis daahaaann!


PS: In der Innenstadt karren sie den Schnee mittlerweile mit Lastwagen weg, weil die da keine Schneeberge aufhäufen wollen, wie halt sonst überall... krass!

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